„Wenn Jesus heute noch am Leben wäre, würde er den Flüchtlingen zur Seite stehen.“

Am 10.10. ging der Dreh für „Das Neue Evangelium“ zu Ende und gipfelte gleichzeitig in einer großen politischen Versammlung im Teatro Argentina in Rom, wo die Protagonisten der „Revolte der Würde“ ihre Forderungen den kirchlichen und den politischen Entscheidungsträgern (u. a. dem Vizebürgermeister von Rom, Vertretern des Vatikans sowie dem umstrittenen Senator Gregoio De Falco) präsentierten – „ein mutiger Angriff auf den zügellosen Kapitalismus“ (RaiNews).

 

Seit mehr als zwei Monaten dreht Milo Rau im süditalienischen Matera einen „ultra-aktuellen und ultra-politischen“ (La Libre Belgique) Jesus-Film und inszeniert darin „die Kulturhauptstadt Europas als Ort der Revolte für mehr Menschenwürde“ (SRF, Tagesschau). Er und sein Team erschaffen damit „eine neue Kunstmischung aus Fiktion, Dokumentation und politischem Aktivismus: Jesu zwölf Apostel sind Aktivisten und Kleinbauern, Ex-Prostituierte und Geflüchtete, die sich während der Dreharbeiten vernetzen.“ (Deutschlandfunk) Oder wie Rau im Interview mit Le Monde sagt: „Würde Jesus heute leben, er stünde an der Seite der Flüchtlinge.“

 

Am 28.09. veranstalteten sie gemeinsam einen großen Protestmarsch mit über hundert Migranten aus verschiedenen Ghettos rund um Matera und Bauern aus benachbarten Gebieten, die sich der „Rivolta della Dignità“ anschlossen – eine Aktualisierung des berühmten „Einzug in Jerusalem“, der ersten Konfrontation der Bewegung Jesu mit der priesterlichen und weltlichen Macht der damaligen Zeit.

 

Beim zweiten großen Massendreh (5./6.10.) wurde Jesus schließlich von den Tempelherren verurteilt und dann der weltlichen Macht übergeben. Folgt man dem mehrfach ausgezeichneten italienischen Schauspieler Marcello Fonte als Pontius Pilatus, liegt die Verantwortung für seine Verurteilung jedoch weniger bei den Machthabern als beim Volk – gespielt von Laiendarstellern aus Matera in historischen Kostümen. Gemeinsam mit den Touristen und Passanten der überfüllten Kulturhauptstadt verspotteten und beleidigten sie den schwarzen Jesus. Nebst der beispiellosen Maia Morgenstern in der Rolle der Mutter Maria und dem eritreischen Priester Mussie Zerai als Joseph von Arimathäa sorgte vor allem der Bürgermeister von Matera in der Rolle des Simon von Cyrene für mediale Aufmerksamkeit.

 

„Kunst, die so unmittelbar in politische Aktionen umschlägt, ist selten“ (Deutschlandfunk). Sie können die Protagonisten der „Revolte der Würde“ in ihrem Kampf gegen die menschenunwürdigen Lebensbedingungen der Migranten in Süditalien mit einer konkreten Spende unterstützen für den Aufbau und den Unterhalt der „Häuser der Würde“. Denn: „Man kann einen Kampf nicht verlieren. Man kann ihn nur nicht kämpfen.“ (Milo Rau auf 3sat Kulturzeit). Hier können Sie spenden!