„Aufstand der Massen“ – Retrospektive in der Akademie der Künste & radikale Mozart-Inszenierung im Genfer Grand Théâtre

School of Resistance @Akademie der Künste Berlin
Livestreams vom 24. bis 28.2.2021

 

Auf der Suche nach Strategien des Widerstands gründeten Milo Rau, das IIPM und das NTGent im Mai 2020 eine global vernetzte „School of Resistance“ als Livestream-Debattenreihe. Nun landet sie als symbolische Institution der Zukunft an der Akademie der Künste (Berlin) und hinterfragt in Rückgriff auf bisherige Projekte ästhetische Praktiken des Widerstands. Aktivist*innen und Künstler*innen diskutieren gemeinsam über Kunst als transformatorische, realitätsschaffende Praxis.

 

Ausgangspunkt bildet dabei das filmische Werk von Milo Rau/IIPM; gezeigt werden – oft erstmals zugänglich außerhalb der Kinos – Die letzten Tage der Ceausescus (2009/10), Die Moskauer Prozesse (2014), Sturm auf den Reichstag (2017), Das Kongo Tribunal (2017), Orest in Mossul (2020) und Das Neue Evangelium (2020).

 

„Es gibt keine Schönheit ohne die Dialektik des Streits“, so Milo Rau heute in einem großen Interview zum Start der Berliner Ausgabe der „School of Resistance“. Was bewirkt engagierte Kunst? Wie nachhaltig, wie demokratisch, wie revolutionär ist sie? Sind die Projekte des IIPM zu extrem oder zuwenig radikal? Was bringen sie vor Ort und was global? Gehen Kunst und Aktivismus überhaupt zusammen? Beteiligte debattieren mit Unbeteiligten – was Sie die Schauspieler*innen und Aktivist*innen des IIPM aus dem Irak, aus Süditalien, aus dem Kongo, aus Russland, Rumänien, Deutschland und vielen anderen Ländern schon immer fragen wollten. Diskutieren Sie mit!

 

> Der Link zu den Livestreams ist an dieser Stelle verfügbar.

 

„Der Aufstand der Massen hat endlich die Oper erreicht“ – Milo Rau inszeniert Mozart

 

Eine Erschütterung ging durch den Blätterwald, als vergangenen Freitag Milo Rau am Genfer Grand Théâtre seine erste Oper inszenierte, Mozarts letztes Werk „La Clemenza di Tito“. „Milo Raus erste Operninszenierung am Grand Théâtre de Genève reißt einem das Herz heraus„, resümierte The Stage und verteilte 5 Sterne. „Oper, wie sie besser nicht gesungen und gespielt werden kann… Der Aufstand der Massen hat in Genf endlich auch die Oper erreicht“, schrieb die Süddeutsche Zeitung. Die NZZ meinte: „Der Skandalregisseur inszeniert am Grand Théâtre de Genève Mozarts letzte Oper «La clemenza di Tito» intellektuell anregend und politisch.“ Die Tribune de Genève erlebte gar einen „zutiefst erneuernden und bewegenden Ansatz“ und Toutelaculture sah, wie viele Kritiker, ein „durch die Radikalität der Inszenierung in Begeisterung versetztes Ensemble.“

 

Es gab aber bei diesem ersten Einbruch Milo Raus und seines Teams ins lyrische Genre auch extreme Ablehung – wie immer bei Raus Inszenierungen. So begeistert etwa die FAZ von der „großartigen, innig glühenden Anna Gorjatschowa als Sextus oder dem fast visionär predigenden Bernard Richter als Titus“ war, so verdammte sie den (auch für viele andere Rezensenten) zu extremen Inszenierungsansatz, der Mozarts Musik „irrelevant“ werden lasse. „Keine Milde für diese letzte Oper von Mozart“, so stellte Le Monde fest und ForumOpera erlebte gar eine „Schockbehandlung“ von „schwarzer und paradoxer Schönheit“.

 

Machen Sie sich selbst ein Bild – den Livestream der Inszenierung finden Sie hier.