1. bis 3. März 2012
Wiederaufnahme HATE RADIO im HAU
HAU 2
Hallesches Ufer 32
10963 Berlin
1. bis 3. März, jeweils 20 Uhr
Am 2. März im Anschluss an die Vorstellung Publikumsgespräch.
Gast: Mark Terkessidis
Als am 06. April 1994 das Flugzeug des ruandischen Präsidenten kurz vor der Landung von zwei Raketen getroffen wurde, war dies das Startsignal für den grausamsten Genozid seit dem Ende des Kalten Kriegs. In den Monaten April, Mai und Juni 1994 wurden in dem zentralafrikanischen Staat schätzungsweise eine Million Angehörige der Tutsi-Minderheit und Tausende gemäßigter Hutu ermordet.
Hätte man ein einfaches und wirkungsvolles Ziel gesucht, um den Genozid in Ruanda zu verhindern, schrieb der US-amerikanische Journalist Philip Gourevitch, wäre der Radiosender RTLM ein guter Anfang gewesen. Mit unbeschreiblichem Zynismus hatten die Mitarbeiter des populären Senders den Völkermord seit Monaten wie eine Werbekampagne vorbereitet. Das Programm bestand aus Pop-Musik, packenden Sportreportagen, politischen Pamphleten und an Verachtung nicht zu überbietenden Mordaufrufen. Die Grooves der neuesten kongolesischen Bands und aggressivste Rassenkunde vereinten sich hier auf wenigen Quadratmetern zu einem düsteren Laboratorium rassistischer Ideologie.
„Wie überbrückt man den Abstand vom Heute in die noch junge Vergangenheit? Am besten gar nicht. Das International Institute of Political Murer macht ihn stattdessen produktiv. Milo Raus radikaler historischer Illusionismus verführt die Zuschauer gerade nicht, sich in die Köpfe der damaligen Täter und Opfer einzufühlen oder hineinzuverstehen – die Distanz bleibt bewahrt. Die historische Theaterinstallation sucht im Gegenteil die Konfrontation: die Gegenüberstellung einer hinter Glas wie im Terrarium aufbereiteten Rekonstruktion mit dem heutigen Zuschauer. Dabei kann sich jeder im Publikum die entscheidende Frage selbst beantworten: Wie hätte man wohl damals reagiert auf den geballten Charme des Genozids?“
Franz Wille in „Theater Heute“


